Gerade keimt wieder das Geschrei gegen Google StreetView auf.
Kaum hat der Internetkonzern gemeldet mit dem Dienst nun doch bald auch in Deutschland online zu gehen, kochen schon wieder Stimmen hoch, die weniger informierten Bürgern den Eindruck vermitteln wollen, es ginge ihnen in großem Maßstab an ihr heiligstes – ihre Daten.
Zum Beispiel bei Heise: Datenschützer kritisiert den Start von Street View. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Casper kritisiert hier unter anderem, dass der Bürger nur einen Monat Zeit hat um gegen die Darstellung der eigenen Immobilie Einspruch zu erheben.
Gegen Amtsbescheide oder Baumaßnamen der Gemeinde hat man meist auch keine längeren Einspruchsfristen und ist uU tiefgreifender betroffen. Wovon sprechen wir hier? Davon, dass von der Straße aus sichtbare Häuserfronten, auf Fotos, die mehrere Monate alt, aber in Internet sichtbar sind, unkenntlich gemacht werden sollen.
Das Netz ist voller Fotos auf denen schlimmeres zu sehen ist und keiner beschwert sich wenn sein Haus etwa in einem Stadtführer abgebildet wird.
Noch gut erinnert man sich an das allgemeine Klagen aus der Politik als das Thema Street View zum ersten Mal durch die Medien ging. Da wurde gefordert Gesichter und Autokennzeichen müssten automatisch und ohne Forderung der Betroffenen unkenntlich gemacht werden. – Dies war zu dem Zeitpunkt schon lange – ja von Anfang an – gängige Praxis bei Google. Und jeder hätte das in bereits frei geschalteten Ländern prüfen können. Jeder, der diese Forderung laut heraus posaunte bekannte also gleichzeitig den Dienst niemals in Augenschein genommen zu haben.
Ich habe den Eindruck, dass hier
- Mit den Ängsten der Bevölkerung gespielt wird.
- Sich eher unbekannt Politiker mit Halbwissen und/oder Datenschutzbeauftragte auch einmal in der Öffentlichkeit positionieren wollen.
- Das Sommerloch überbrückt werden soll.
Hört man die Aussagen nicht Computer-Affiner Bürger zu dem Thema, so gewinnt man den Eindruck diese gehen davon aus, StreetView wäre eine permanente Live-Überwachung. Es wird also befürchtet Man könnte sie auspionieren, sehen ob sie gerade zu hause sind oder ein neues Auto im Carport haben. Außerdem wird befürchtet, dass Spekulanten, Werbetreibende und Verbrecher die Bilder nutzen könnten um Anwesen zu bewerten.
Tatsächlich sind die Bilder aber einmalig aufgezeichnet und zum Zeitpunkt der Veröffentlichung schon einige Monate veraltet. Personen und Kennzeichen werden automatisch unkenntlich gemacht. Es werden nur Straßen abgefahren – der Blick in den Garten hinter dem Haus ist also nicht möglich.
Auch nicht vergessen werden sollte, dass all diese Einblicke schon längst möglich sind.
Bing bieten nicht nur Luftaufnahmen, sondern auch die Vogelperspektive, mit der Häuser aus 4 Blickwinkeln unter die Lupe genommen werden können (wenn auch in etwas geringerer Auflösung.)
Google hat die Luftbilder und blendet auf Wunsch zusätzlich georeferenzierte Bilder ein, die von Privatleuten hoch geladen wurden.
Selbst die Landesämter bieten Luftbilder in hoher Auflösung offen im Internet an. BayernViewer
Abschließend sollte man auch bedenken, dass jeder neugierige Nachbar und zwielichtige Gauner deutlich leichter an aktuellere Informationen kommt wenn er einfach einen Spaziergang durch die Straße macht. Dabei bietet sich zusätzlich noch die Möglichkeit die visuellen Eindrücke durch Informationen anzureichern, die man im Gespräch aus anderen Anwohnern heraus kitzeln kann.
Warum schreibe ich das alles? – Weil es mich aufregt!
Nächster Stop dann vielleicht „Internetsperren“ oder „DE-Mail“